Das Thema Schule war von Anfang an schwierig. Mein Sohn passte einfach nichts ins System und die Lehrer waren oft überfordert.
Es fing schon damit an, dass die Grundschule ihn nicht wollte und mir dazu riet, ihn in eine Förderschule zu geben. Ich erzählte das der Ärztin vom Gesundheitsamt. Sie sagte mir, dass ich das auf keinen Fall machen soll. "Ihr Sohn hat einen IQ von 115. Er wird in einer Förderschule untergehen."
In der Grundschule gab es eine Menge Probleme. Mein Sohn rastete immer wieder aus und war mit den vielen Reizen überfordert. Zum Glück hatte die Therapeutin auch die Lehrer unterstützt, vieles erklärt und viele Tipps gegeben. Doch sie konnte nichts dagegen ausrichten, dass er gemobbt und geschlagen wurde und die Lehrer das wegignorierten.
Auch meine Worte verhallten ins Leere und wurden heruntergespielt. Ich fühlte mich so machtlos.
Mein Sohn wurde immer ruhiger und erzählte kaum noch etwas von der Schule.
Am Ende der Grundschulzeit bekam mein Sohn eine Gymnasialempfehlung. Die Psychologin riet davon ab, weil sie dachte, dass er das nicht packen würde. Doch ich glaubte fest an ihn.
Er kam auf ein Privatgymnasium mit weniger Schülern und recht engagierten Lehrern. Bereits am ersten Tag fand er einen Freund und war überglücklich. Nach einer Woche erzählte er mir, was auf der Grundschule los war: "Mama, sie haben mich jeden Tag verprügelt. Jeden Tag."
Auch auf dem Gymnasium wurde er gemobbt, doch er empfand das nicht so schlimm, weil sie nur gelacht und doofe Sprüche gemacht haben. Außerdem hatten die Lehrer ein Auge darauf und sind oft eingeschritten.
Mein Sohn bekam eine Schulbegleiterin, die auch an der Schule als Pädagogin arbeitete. Sie setzte sich intensiv mit dem Thema Asperger-Syndrom auseinande und war für meinen Sohn da. Außerdem arbeitete sie mit ihm weiter an seiner Impulskontrolle, half ihm, große Mengen an Hausaufgaben zu strukturieren und war Vermittler zwischen ihm und den Lehrern. Sie gehört zu den Menschen, die ihm am meisten geholfen hatten und dafür bin ich ihr noch heute sehr dankbar.
Inzwischen ist er in der 10. Klasse ohne Schulbegleiter. Er arbeitet ehrgeizig und strukturiert und wird nächstes Jahr sein Abitur beginnen. Die Lehrer selbst haben gesagt, dass sie glauben, dass er das schaffen wird.